Deuber                                          Der verzeihliche Irrthum

um 1800

Gelinde, Chloe und Glyzere

Empfingen zwar schon manches Pfand

Der holden Göttin von Cithere,

Weil Amor mir das Aug’ umwand.

 

Drum ruhig, Danae, und höre!

Ich schwur ja bis zum Grabesrand

Dir treu zu seyn, und was ich schwöre,

Verletz’ ich nicht aus Unbestand.

 

Mit ihrer Schönheit Zauberbinde

Bestrickte, ach, Glyzere mich!

So sanft ist Chloens Blick! Gelinde

 

Spricht doch so süß, daß ich nur dich,

Da Irrthum die Besinnung raubte,

Zu sehen und zu hören glaubte!

 

 

 

 

Deuber                                          Der Spiegel

um 1800

Seh’n wir nicht auf dir die Bilder wallen,

Die du nimmst und wieder gibst zurück?

Treu entwirfst den Körperschein in allen

Wechseln dein beseelter Silberblick.

 

Du erzwigst den Frauen Wohlgefallen.

Mädchenfreund, der künste Meisterstück,

Könntest du noch Männerworte schallen,

Fehlte was zu ihrem vollen Glück?

 

Wenn des Malers Schöpferhände geben

Unsers Wesens stummes Ebenbild;

Wird es augenblicklich nur enthüllt.

 

Du nur malst für jede Zeit im Leben,

Mag der Jugend Liebreiz und umschwebend,

Oder sey das Haupt mit Schnee gefüllt!